Die schwarzen Dörfer
Die schwarzen Dörfer sind etwa 10 kleine, magische Ortschaften in der Provinz Guadalajara im Norden der autonomen Gemeinschaft Castilla la Mancha. Sie liegen im reizvollen Ayllon Gebirge in einer mit Eichen, Kiefern, Stechpalmen und Wacholder bestandenen vegetationsreichen Mittelgebirgslandschaft. Der allgegenwärtige Pico de Ocejón ist mit 2046 Meter zugleich die höchste Erhebung der Sierra de Ayllon. Wenngleich die schwarzen Dörfer nur zwei Autostunden von Madrid entfernt liegen, sind sie selbst in Spanien kaum bekannt. Alle diese kleinen Ansiedlungen haben trotz ihrer unvergleichlichen, naturnahen Lage in der Regel weniger als 100 Einwohner.
Die schwarzen Dörfer
Die Häuser der schwarzen Dörfer sind in ländlicher Architektur vorwiegend aus dem hier massenhaft vorkommenden schwarzen Schiefergestein, Holzbalken und Lehm gebaut. Von diesem dunklen Gestein stammt die Bezeichnung „die schwarzen Dörfer“. Die volle Schönheit erreichen die Häuser allerdings bei Regenwetter, wenn das durchnässte Gestein tiefschwarz, matt glänzend erscheint. In einigen Dörfern ist neben den dunklen Schiefern genauso der hier vorkommende Quarzitschiefer zum Bau der Häuser verbaut. Das gelblich rötliche Gestein hat im Sonnenlicht eine goldene Leuchtkraft.
Neben den Häusern sind auch Stallungen, Einfriedungen, Brunnen, öffentliche Gebäude, Brücken und Öfen aus den typischen, regionalen Gesteinen gebaut. Infolge des rauen Klimas in den Wintermonaten erreichen die Wandstärken der Häuser 50 bis 60 Zentimeter.
Die traditionelle Bauweise und das einzusetzende Baumaterial sind gesetzmäßig vorgeschrieben. Nichtbeachten führt zu Strafen und folglich auch zum Abriss. Mit größter Sorgfalt wird heute der Erhalt und die Schönheit der Dörfer gepflegt. Die Bewohner streben die Anerkennung zum Weltkulturerbe der UNESCO an.
In der gesamten Region sind einige Häuser zu Casas Ruales (ländliche Ferienhäuser) als Unterkünfte für Besucher eingerichtet.
Tamajón
Dieses in normalen, spanischen Baustilen aus hellen Kalksteinen errichtete Dorf gehört nicht zu den typischen schwarzen Dörfern. Der Ort ist jedoch das Tor zur Route der schwarzen Architektur. In Tamarón selbst gibt es eine römische Pfarrkirche, die Kirche Mariä Himmelfahrt (Iglesia de la Asuncion) deren Ursprung auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Im 16. Jahrhundert wurde sie dann dem Stil der Renaissance angepasst. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der Renaissance Palast. Heute ist hier das Rathaus der Stadt untergebracht. Etwas nördlich des Ortes liegt die Einsiedelei Ermita de la Virgen de los Enebrales auch aus dem 16. Jahrhundert.
Campillo de Ranas
Das beschauliche Dorf mit etwa 60 Einwohnern liegt auf immerhin 1.100 Meter über den Meeresspiegel. Die kleineren Nachbardörfer El Espinar, Campillejo und El Vado stehen unter der Verwaltung von Campillo de Ranas.
Am Hauptplatz, dem Dorfmittelpunkt steht die bemerkenswerte Pfarrkirche Santa Maria Magdalena. Ihr mächtiger Glockenturm sowie das Kirchenschiff sind aus einer Kombination von Schiefer und Kalksteinen gebaut. Neben der Kirche ist in den Resten des alten Pfarrhauses die für Campillo de Ranas bedeutsame Sonnenuhr eingemauert.
Die engen, Labyrinth artigen Gässchen führen an typischen und einzigartigen Häusern der schwarzen Architektur vorbei. Am Ortsrand beeindruckt ein spektakulärer Panoramablick auf das Ocejón-Massiv.
Valverde de los Arroyos
Direkt am Fuße des Pico de Ocejón auf einer Höhe von 1255 Meter liegt das malerische Dorf Valverde de los Arroyos. Die Häuser sind aus schwarzen Schiefer und bunten Quarziten mit Holzbalkonen gebaut.
Auf der schönen, zentralen Plaza Mayor befindet sich die Pfarrkirche San Ildefonso und zudem ein malerischer Steinbrunnen. Der Platz ist von einigen Restaurants und kleinen ländlichen Geschäften mit regionalen Produkten und Handwerkserzeugnissen umsäumt. Hier ist überdies der Ausgangspunkt für die zahlreichen Wanderrouten ins Ayllon Gebirge oder zum Ocejón-Massiv.
Im Zentrum befindet sich ferner das ethnografische Museum mit Ausstellungen zur schwarzen Architektur, zu Bräuchen der Bewohner und aus der wichtigen Zeit der hier ansässigen Textilverarbeitung.
Unweit der Ortschaft liegt der spektakuläre Despeñalagua Wasserfall mit mehr als 120 Metern Fallhöhe.
Umbralejo
Das Dorf Umbralejo ist inzwischen von Menschen vollkommen unbewohnt. 1971 verließen schließlich die letzten Bewohner die arme ländliche Gegend in Richtung Großstadt. Um das Dorf vor den völligen Verfall zu retten enteignete man deshalb die damaligen Eigentümer der Häuser. Seit 1984 wird es mit dem Programm zur Wiederherstellung von verlassenen Dörfern wiederaufgebaut und restauriert.
Heute besteht das Dorf wieder aus etwa 70 sanierten Gebäuden, die im Sommer unter anderem Schüler- und Studentengruppen als als Sommerlager zur Verfügung stehen. In diesem Rahmen finden pädagogische Aktivitäten und Kurse über das Landleben und den Respekt vor der Natur statt. Dazu gehören beispielsweise die Bienenzucht, das Korbflechten, Umgang mit Haustieren, Heil- und Gartenpflanzen sowie andere traditionelle Betriebsamkeiten.
Während eines Bummels durch die engen, für jeglichen Verkehr gesperrten Gässchen fühlt sich der Besucher in eine vergangene, mysthische Zeit zurückversetzt.
Dessen ungeachtet ist Umbralejo in den restlichen Monaten des Jahres nicht völlig entvölkert. Seine vierbeinigen Bewohner nehmen dann das Dorf ein. Ziegen, Schafe, Esel, Hühner und Pferde laufen mit völliger Normalität dann durch die Straßen.